
Immer mehr Kinder und Jugendlichen sind therapiebedürftig. Psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen stellen bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland eine wachsende Herausforderung dar. Aktuelle Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) zeigen, dass diese Gesundheitsprobleme zunehmend zu stationären Krankenhausbehandlungen führen.
Im Jahr 2021 waren psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen die häufigste Ursache für Klinikaufenthalte von 10- bis 17-Jährigen. Insgesamt wurden rund 81.000 Patientinnen und Patienten dieser Altersgruppe aufgrund solcher Diagnosen stationär behandelt, was 19 % aller Krankenhausfälle in dieser Altersgruppe entspricht. Seit 2011 ist somit ein signifikanter Anstieg zu verzeichnen.
Bei den 15- bis 24-Jährigen waren psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen im Jahr 2020 die häufigste Ursache für stationäre Behandlungen. 147.000 der 829.400 Krankenhauspatientinnen und -patienten in dieser Altersgruppe wurden deshalb stationär behandelt, was fast 18 % aller Krankenhausbehandlungen in dieser Altersgruppe ausmacht.
Mädchen im Alter von 10 bis 17 Jahren wurden anteilig häufiger aufgrund psychischer Erkrankungen und Verhaltensstörungen im Krankenhaus behandelt als Jungen. Im Jahr 2021 entfielen bei Mädchen knapp 24 % der Behandlungsfälle auf diese Diagnosen, während es bei Jungen 13 % waren, zeigt die Auswertung von Destatis.
Besonders besorgniserregend ist der Anstieg von Essstörungen wie Anorexia nervosa, insbesondere bei Kindern im Alter von 9 bis 14 Jahren. Daten zeigen, dass die stationären Aufnahmen aufgrund von Essstörungen bei jungen Menschen stark zugenommen haben.
Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass die Daten des Statistischen Bundesamtes einen Besorgnis erregenden Trend verdeutlichen: Psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen nehmen bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland zu und führen vermehrt zu stationären Behandlungen.
Diese Entwicklung unterstreicht die Notwendigkeit präventiver Maßnahmen, frühzeitiger Interventionen und einer besseren Unterstützung betroffener junger Menschen, denn ohne Versorgung drohen Erkrankte ein Leben lang zu leiden.
Doch wie kann diesem Trend entgegengewirkt werden?
Dem steigenden Trend psychischer Erkrankungen und Verhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen kann durch eine Kombination aus Prävention, frühzeitiger Intervention und strukturellen Verbesserungen im Gesundheitssystem entgegengewirkt werden. Hier sind einige zentrale Maßnahmen:
Frühzeitige Prävention und Aufklärung
- Stärkung der psychischen Gesundheitsbildung: Schulen sollten Programme zur psychischen Gesundheit in den Lehrplan integrieren, um Resilienz zu fördern und Stigmatisierung abzubauen.
- Aufklärung über gesunde Mediennutzung: Kinder und Jugendliche sollten lernen, mit Social Media und digitalen Inhalten bewusst umzugehen, um negativen Einflüssen entgegenzuwirken.
- Elternarbeit: Eltern sollten über Anzeichen psychischer Erkrankungen informiert und in der Erziehung zu emotionaler Stärke unterstützt werden.
Ausbau von Beratungs- und Therapieangeboten
- Mehr Schulpsycholog:innen und Sozialarbeiter:innen: Schulen brauchen niedrigschwellige Anlaufstellen, damit betroffene Kinder frühzeitig Hilfe erhalten.
- Bessere Finanzierung ambulanter Therapieangebote: Lange Wartezeiten auf Therapieplätze verschärfen Probleme. Es braucht mehr zugängliche Anlaufstellen.
- Förderung niedrigschwelliger Angebote: Anonyme Online-Beratungen und Chatangebote können Kindern helfen, ihre Sorgen frühzeitig zu teilen.
Entlastung des Alltags und gesunde Freizeitgestaltung
- Reduzierung des Leistungsdrucks in Schulen: Flexible Lernmodelle, weniger Prüfungsdruck und mehr Fokus auf individuelle Förderung können helfen.
- Sport- und Freizeitangebote ausbauen: Bewegung und kreative Beschäftigungen stärken das psychische Wohlbefinden und beugen Erkrankungen vor.
- Förderung sozialer Interaktion: Der Trend zur sozialen Isolation (besonders nach der Corona-Pandemie) sollte durch gemeinschaftliche Angebote und Jugendzentren aktiv bekämpft werden.
Durch ein Zusammenspiel dieser Maßnahmen kann der zunehmenden Belastung junger Menschen entgegengewirkt und ihre psychische Gesundheit nachhaltig gestärkt werden.