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THERAPIEBEDÜRFTIGKEIT VON JUGENDLICHEN STEIGT DRASTISCH AN

Immer mehr Kinder und Jugendlichen sind therapiebedürftig. Psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen stellen bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland eine wachsende Herausforderung dar. Aktuelle Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) zeigen, dass diese Gesundheitsprobleme zunehmend zu stationären Krankenhausbehandlungen führen.

Im Jahr 2021 waren psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen die häufigste Ursache für Klinikaufenthalte von 10- bis 17-Jährigen. Insgesamt wurden rund 81.000 Patientinnen und Patienten dieser Altersgruppe aufgrund solcher Diagnosen stationär behandelt, was 19 % aller Krankenhausfälle in dieser Altersgruppe entspricht. Seit 2011 ist somit ein signifikanter Anstieg zu verzeichnen.

Bei den 15- bis 24-Jährigen waren psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen im Jahr 2020 die häufigste Ursache für stationäre Behandlungen. 147.000 der 829.400 Krankenhauspatientinnen und -patienten in dieser Altersgruppe wurden deshalb stationär behandelt, was fast 18 % aller Krankenhausbehandlungen in dieser Altersgruppe ausmacht.

Mädchen im Alter von 10 bis 17 Jahren wurden anteilig häufiger aufgrund psychischer Erkrankungen und Verhaltensstörungen im Krankenhaus behandelt als Jungen. Im Jahr 2021 entfielen bei Mädchen knapp 24 % der Behandlungsfälle auf diese Diagnosen, während es bei Jungen 13 % waren, zeigt die Auswertung von Destatis.

Besonders besorgniserregend ist der Anstieg von Essstörungen wie Anorexia nervosa, insbesondere bei Kindern im Alter von 9 bis 14 Jahren. Daten zeigen, dass die stationären Aufnahmen aufgrund von Essstörungen bei jungen Menschen stark zugenommen haben.

Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass die Daten des Statistischen Bundesamtes einen Besorgnis erregenden Trend verdeutlichen: Psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen nehmen bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland zu und führen vermehrt zu stationären Behandlungen.

Diese Entwicklung unterstreicht die Notwendigkeit präventiver Maßnahmen, frühzeitiger Interventionen und einer besseren Unterstützung betroffener junger Menschen, denn ohne Versorgung drohen Erkrankte ein Leben lang zu leiden.

 

Doch wie kann diesem Trend entgegengewirkt werden?

Dem steigenden Trend psychischer Erkrankungen und Verhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen kann durch eine Kombination aus Prävention, frühzeitiger Intervention und strukturellen Verbesserungen im Gesundheitssystem entgegengewirkt werden. Hier sind einige zentrale Maßnahmen:

Frühzeitige Prävention und Aufklärung

  1. Stärkung der psychischen Gesundheitsbildung: Schulen sollten Programme zur psychischen Gesundheit in den Lehrplan integrieren, um Resilienz zu fördern und Stigmatisierung abzubauen.
  2. Aufklärung über gesunde Mediennutzung: Kinder und Jugendliche sollten lernen, mit Social Media und digitalen Inhalten bewusst umzugehen, um negativen Einflüssen entgegenzuwirken.
  3. Elternarbeit: Eltern sollten über Anzeichen psychischer Erkrankungen informiert und in der Erziehung zu emotionaler Stärke unterstützt werden.

Ausbau von Beratungs- und Therapieangeboten

  1. Mehr Schulpsycholog:innen und Sozialarbeiter:innen: Schulen brauchen niedrigschwellige Anlaufstellen, damit betroffene Kinder frühzeitig Hilfe erhalten.
  2. Bessere Finanzierung ambulanter Therapieangebote: Lange Wartezeiten auf Therapieplätze verschärfen Probleme. Es braucht mehr zugängliche Anlaufstellen.
  3. Förderung niedrigschwelliger Angebote: Anonyme Online-Beratungen und Chatangebote können Kindern helfen, ihre Sorgen frühzeitig zu teilen.

Entlastung des Alltags und gesunde Freizeitgestaltung

  1. Reduzierung des Leistungsdrucks in Schulen: Flexible Lernmodelle, weniger Prüfungsdruck und mehr Fokus auf individuelle Förderung können helfen.
  2. Sport- und Freizeitangebote ausbauen: Bewegung und kreative Beschäftigungen stärken das psychische Wohlbefinden und beugen Erkrankungen vor.
  3. Förderung sozialer Interaktion: Der Trend zur sozialen Isolation (besonders nach der Corona-Pandemie) sollte durch gemeinschaftliche Angebote und Jugendzentren aktiv bekämpft werden.

Durch ein Zusammenspiel dieser Maßnahmen kann der zunehmenden Belastung junger Menschen entgegengewirkt und ihre psychische Gesundheit nachhaltig gestärkt werden.


WENN REIZE ÜBERWÄLTIGEN – HOCHSENSIBILITÄT IM ALLTAG

Hochsensible Menschen haben ein besonders empfindsames Nervensystem und nehmen Reize intensiver wahr. Etwa jeder dritte Mensch ist hochsensibel, sagt der Psychologe Michael Pluess, der kürzlich im Magazin der Süddeutschen Zeitung zum Thema Hochsensibilität einen Artikel verfasste. Hochsensible Menschen stellen ihre Umwelt vor besondere Herausforderungen, da sie so einiges besonders brauchen:

  • Ruhe & Rückzugsorte – Um Reizüberflutung zu vermeiden, sind Pausen und stille Orte essenziell.
  • Tiefgehende Beziehungen – Oberflächliche Gespräche ermüden sie oft, sie bevorzugen tiefere Verbindungen.
  • Achtsamkeit & Selbstfürsorge – Meditation, Spaziergänge oder kreative Aktivitäten helfen ihnen, sich zu regenerieren.
  • Verständnis & Akzeptanz – Ihr intensives Empfinden ist keine „Empfindlichkeit“, sondern eine besondere Wahrnehmungsweise.
  • Struktur & Klarheit – Überraschungen und hektische Umgebungen können sie stressen, daher hilft eine klare Planung.
  • Sinnvolle Tätigkeiten – Sie fühlen sich besonders wohl, wenn sie in Bereichen arbeiten oder leben, die ihnen emotional etwas bedeuten.

Ein Lichtblick: Es gibt viele Möglichkeiten, hochsensible Menschen angemessen zu unterstützen, sei es im privaten oder beruflichen Umfeld. Hier sind einige hilfreiche Ansätze:

  1. Verständnis & Akzeptanz: Hochsensibilität ist keine „Überempfindlichkeit“, sondern eine besondere Art der Wahrnehmung. Nimm ihre Gefühle und Bedürfnisse ernst, ohne sie abzutun. Vermeide Sätze wie „Sei nicht so sensibel“ oder „Du übertreibst doch“.
  1. Reizreduktion ermöglichen: Unterstütze Rückzugsmöglichkeiten – ein ruhiger Ort oder Noise-Canceling-Kopfhörer können helfen. Vermeide unnötige Hektik, laute Geräusche oder zu viele parallele Reize. Plane Zeiten ohne Reizüberflutung (z. B. nach einem langen Arbeitstag oder sozialen Events).
  1. Kommunikation & Beziehungen: Tiefgründige Gespräche statt Small Talk sind für viele HSP bereichernd. Gib ihnen Zeit zum Nachdenken und Verarbeiten, anstatt auf schnelle Antworten zu drängen. Ermutige sie, ihre Grenzen zu setzen und „Nein“ zu sagen.
  1. Struktur & Planung: Hochsensible Menschen fühlen sich oft wohler mit klaren Abläufen und einer gut planbaren Umgebung. Unerwartete Veränderungen können stressen – gib wenn möglich frühzeitig Bescheid.
  1. Selbstfürsorge fördern: Ermutige sie, sich Pausen zu gönnen und auf ihre Energie zu achten. Achtsamkeitsübungen, Meditation oder kreative Hobbys können helfen. Körperliche Bewegung in der Natur (z. B. Spaziergänge im Wald) wirkt oft beruhigend.
  2. Berufliche Unterstützung: Hochsensible brauchen oft ein Umfeld mit Wertschätzung und sinnvollen Aufgaben. Flexible Arbeitszeiten oder Homeoffice können helfen, Stress zu reduzieren. Übermäßige Kritik kann stark belasten – wertschätzendes Feedback ist wichtig.

Finden Sie Parallelen in Ihrer Persönlichkeit oder bei Ihren Kindern? Brauchen Sie Kontakte zur Diagnostik oder pädagogische Unterstützung? Vereinbaren Sie gerne ein Beratungsgespräch.


INSTA, YOUTUBE, TIKTOK – ZU VIEL IST ZU VIEL!

Das Handy ist nicht nur unser ständiger Begleiter, sondern auch der unserer Kinder. Mittlerweile ist Jeder und Jedem klar: Digitale Medien haben ein enormes Suchtpotential. „Eine neue Studie zeigt: ein Viertel der 10- bis 17-Jährigen weisen ein riskantes oder krankhaftes Verhalten auf.“ schreibt ZDFheute mit der Überschrift „Handysucht bei Kindern“ am gestrigen Mittwoch, den 13. März 2025.

Der genannte Artikel des ZDF befasst sich mit der Smartphone-Sucht bei Kindern und Jugendlichen und gibt Eltern Ratschläge, wie sie ihre Kinder dabei unterstützen können, einen gesunden Umgang mit digitalen Medien zu finden.

Wichtig ist es, sensibel zu sein und Anzeichen für problematische Mediennutzung frühzeitig zu erkennen. Denn übermäßiger Konsum digitaler Medien kann sich durch schlechtere schulische Leistungen, reduzierte soziale Kontakte und das Vernachlässigen von Freizeitaktivitäten äußern. Betroffene Jugendliche berichten zudem von Reizbarkeit, Wutanfällen, verändertem Essverhalten und Schlafstörungen.

Ich hoffe an dieser Stelle, Sie finden Ihre Tochter oder Ihren Sohn in dieser Aufzählung nicht sofort wieder. Folglich stellt sich die Frage: Wie kann ich gegensteuern?

  • Fördern Sie die Kommunikation: Ein offenes Gespräch über den Medienkonsum hilft, Verständnis zu entwickeln und Konflikte zu vermeiden. Eltern sollten Interesse an den genutzten Inhalten ihrer Kinder zeigen.
  • Seinen Sie selbst ein Vorbild: Eltern sollten ihren eigenen Medienkonsum reflektieren und bewusst gestalten, da sie als Vorbilder dienen. Wie soll Ihr Kind Sie ernst nehmen, wenn Sie selbst nicht umsetzen, was Sie einfordern?
  • Etablieren Sie gemeinsame Regeln: Statt strikter Verbote empfiehlt es sich, klare Absprachen zu treffen, wie beispielsweise keine Handynutzung während der Mahlzeiten oder vor dem Schlafengehen.
  • Fördern und fordern Sie Offline-Aktivitäten: Gemeinsame Unternehmungen, Sport oder kreative Tätigkeiten unterstützen eine ausgewogene Balance zwischen Online- und Offline-Welt. Die reale Welt hat viel zu bieten – oft schon gleich um die Ecke in der Nachbarschaft.
  • Nutzen Sie technische Hilfsmittel: Zeitlimits und Filterfunktionen können dabei helfen, den Medienkonsum zu regulieren, sollten jedoch nicht die einzige Maßnahme sein. Die modernen WLAN-Router bieten übrigens alle die Funktion, nur zu gewissen Tageszeiten zu streamen.

Wenn dies alles jedoch nicht gelingt, rate ich zu Unterstützungsangeboten, wie die Schulsozialarbeit, Familienberatungsstellen oder Kinder- und Jugendärzte. Spezialisierte Therapieprogramme, wie beispielsweise am Josefinum Augsburg, bieten zusätzliche Hilfestellungen.

Ein bewusster und reflektierter Umgang mit digitalen Medien ist entscheidend, um die Gesundheit und das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen zu fördern – das sollte mittlerweile allen klar sein!


KONTAKTABBRUCH – EIN LEBEN OHNE ELTERN

Ein Kontaktabbruch zu den Eltern kann viele Ursachen haben. Oft handelt es sich um eine Kombination aus emotionalen, psychologischen oder situativen Faktoren. Hier sind einige häufige Gründe:

Kindheitstrauma & Missbrauch
Physischer, emotionaler oder sexueller Missbrauch, Vernachlässigung oder fehlende emotionale Zuwendung oder ständige Kritik oder Abwertung können Gründe für den Kontaktabbruch zu den eigenen Eltern sein.

Manipulation & Kontrolle
Übermäßige Einmischung ins Leben des Kindes, Gaslighting (= eine Form von psychischer Manipulation, mit der Opfer gezielt desorientiert, verunsichert und in ihrem Realitäts- und Selbstbewusstsein allmählich beeinträchtigt werden) oder emotionale Erpressung, Narzisstische oder toxische Eltern sind weitere Gründe, warum Kinder den Kontakt zu den eigenen Eltern abbrechen.

Unvereinbare Werte & Lebensentscheidungen
Religion, Politik oder andere Weltanschauungen führen zu Konflikten, Lebensentscheidungen (z. B. Partnerwahl, Beruf, sexuelle Orientierung) werden abgelehnt, persönlichen Grenzen werden permanent überschritten. Auch dies kann zum Totalabbruch zu den Eltern führen.

Dysfunktionale Familienmuster
Parentifizierung (= das Kind übernimmt elterliche Verantwortung), Suchtprobleme in der Familie oder ständige Konflikte und Dramen führen ebenfalls zum Abbruch der Beziehung zum Elternhaus.

Schutz der eigenen mentalen Gesundheit
Dauerhafte emotionale Belastung durch Eltern, Gefühle, nie gut genug zu sein oder die Notwendigkeit der Abgrenzung, um eigenes Leben führen zu können sind ebenfalls Gründe für den Kontaktabbruch zu den Eltern.

Oft geht einem Kontaktabbruch eine lange Phase der inneren Auseinandersetzung voraus. Es ist selten eine impulsive Entscheidung, sondern geschieht meist nach vielen gescheiterten Versuchen, die Beziehung zu verbessern.

Es gibt verschiedene Anlaufstellen, bei denen man Hilfe bekommen kann. Hier sind einige Möglichkeiten:

Soforthilfe bei akuter Gefahr 
Polizei/Notruf: 112 (wenn du in direkter Gefahr bist)
Telefonseelsorge: 0800 111 0111 oder 0800 111 0222 (kostenlos & anonym)
Kinder- und Jugendtelefon (Nummer gegen Kummer): 116 111

Beratung & Unterstützung für Konflikte zuhause
Jugendamt – Sie können dich beraten und unterstützen, auch wenn du unter 18 bist.
Familienberatungsstellen (Caritas, Diakonie, AWO, Pro Familia) – kostenlos & anonym.
Krisendienste in deiner Region – Google „Krisendienst + [deine Stadt]“.
Schulsozialarbeiter oder Vertrauenslehrer – Falls du zur Schule gehst, sind sie eine gute Anlaufstelle.

Schutzräume & Wohnen außerhalb der Familie
Falls die Situation zuhause unerträglich ist, gibt es Möglichkeiten, woanders unterzukommen:
Jugendnotdienste (in vielen Städten) bieten kurzfristige Unterbringung.
Betreutes Wohnen für Jugendliche – Wenn du nicht mehr zuhause leben kannst, kann das Jugendamt helfen.
Frauenhäuser oder Schutzunterkünfte (auch für Jugendliche, wenn du von Gewalt betroffen bist).

Psychologische Hilfe & Therapie
Psychologische Beratungsstellen – oft kostenlos oder auf Spendenbasis.
Hausarzt oder Psychotherapeut – kann helfen, wenn du psychisch leidest.
Online-Beratungen: z.B. www.krisenchat.de

Der Kontaktabbruch zu den eigenen Eltern ist sicherlich die letzte Konsequenz. Sich rechtzeitig Hilfe zu holen kann ich nur dringend empfehlen!


HÄUSLICHE GEWALT – AUCH MÄNNER SIND BETROFFEN UND DAS GARNICHT SO SELTEN

Häusliche Gewalt gegen Männer ist ein ernstzunehmendes, aber oft unterschätztes Problem. Während das öffentliche Bewusstsein für Gewalt gegen Frauen größer ist, wird Gewalt gegen Männer häufig weniger beachtet, tabuisiert oder sogar belächelt. „Dabei belegen mittlerweile Hunderte Studien und Publikationen, dass Männer bei häuslicher Gewalt nicht nur Täter, sonder häufig auch Opfer sind“ sagt Psychoanalytiker Christian Roesler von der Hochschule Freiburg.

Formen häuslicher Gewalt gegen Männer
Männer können in einer Beziehung verschiedene Formen von Gewalt erleben, darunter: Physische Gewalt (wie z.B. Schläge, Tritte, Würgen oder der Einsatz von Waffen), psychische Gewalt (wie z.B. Demütigungen, Manipulation, Kontrolle, Drohungen oder emotionale Erpressung), sexuelle Gewalt (wie z.B. erzwungene sexuelle Handlungen), ökonomische Gewalt (wie z.B. Kontrolle über Geld, wirtschaftliche Abhängigkeit oder Sabotage der beruflichen Karriere oder soziale Gewalt (wie z.B. Isolation von Freunden und Familie oder öffentliche Bloßstellung).

Warum wird das Problem oft übersehen?
– Geschlechterstereotypen: Männer werden oft als stark und unabhängig angesehen, sodass sie sich schämen, Hilfe zu suchen.
– Fehlende Unterstützung: Es gibt deutlich weniger Schutzeinrichtungen für männliche Opfer als für weibliche.
– Unglaube in der Gesellschaft: Männer werden seltener ernst genommen, wenn sie häusliche Gewalt melden.
– Gerichtliche Nachteile: In Sorgerechts- oder Trennungsfällen wird Männern oft weniger Glauben geschenkt, wenn sie von Gewalt berichten.

Statistiken zur häuslichen Gewalt gegen Männer
In Deutschland zeigen Studien, dass etwa 20-30 % der Opfer häuslicher Gewalt Männer sind. Eine Dunkelziffer ist wahrscheinlich hoch, da viele Männer aus Scham oder Angst keine Anzeige erstatten. Laut dem Bundeskriminalamt (BKA) waren 2022 etwa 21 % der Opfer von Partnerschaftsgewalt Männer. Rösler, der primär über Paartherapie forscht, geht noch weiter. „Fifty-Fifty“ benennt er  in seinem aktuellen Buch „Partnerschaftsgewalt und Geschlecht“ die Verteilung zwischen Mann und Frau.

Hilfe und Unterstützung für betroffene Männer
Männer, die häusliche Gewalt erleben, können sich an verschiedene Stellen wenden:
– Hilfetelefon Gewalt gegen Männer (0800 123 9900 in Deutschland)
– Männerberatungsstellen (z. B. Man-O-Mann oder Männerberatungsnetz)
– Psychologische Beratung und Selbsthilfegruppen
– Polizei und Anwälte – wenn rechtliche Schritte notwendig sind

Häusliche Gewalt gegen Männer ist real und sollte genauso ernst genommen werden wie Gewalt gegen Frauen. Es ist wichtig, das Tabu zu brechen und betroffenen Männern zu helfen, Unterstützung zu finden.


MOBBING – DIE UNSICHTBARE QUAL

Mobbing im Jugendalter ist ein ernstes Problem mit weitreichenden Folgen. Hier sind einige wichtige Fakten dazu:

Definition: Mobbing ist systematisches und wiederholtes Schikanieren, Demütigen oder Ausgrenzen einer Person über einen längeren Zeitraum.
– Formen: Es gibt verschiedene Arten von Mobbing: Physisches Mobbing (wie z.B. Schlagen, Schubsen, Zerstören von Eigentum), verbales Mobbing (wie z.B. Beleidigungen, Drohungen, Verspotten), soziales Mobbing (wie z.B. Ausschließen, Gerüchte verbreiten)  oder Cybermobbing (wie z.B: Beleidigungen oder Bloßstellungen über soziale Medien, Chats oder Messenger-Dienste)

Statistische Infos: Laut Studien sind etwa 10–20 % der Jugendlichen regelmäßig von Mobbing betroffen. Cybermobbing  hat in den letzten Jahren stark zugenommen, da viele Jugendliche soziale Medien intensiv nutzen. Jungen sind häufiger Opfer von physischem Mobbing, während Mädchen eher unter sozialem und verbalem Mobbing leiden. (Hierzu verfasste z.B. Lea Mohr, im „Süddeutsche Zeitung Magazin“ – Ausgabe 2 vom 10.01.2025 – einen interessanten Artikel mit dem Namen „Wir hassen Lea M.“

Täter mobben oft aus Machtstreben, Langeweile, Gruppenzwang oder weil sie selbst unsicher sind. Häufig geschieht Mobbing in Schulen, aber auch im Freundeskreis oder im Internet.

Folgen für Betroffene:
– Psychische Auswirkungen: Angst, Depressionen, geringes Selbstwertgefühl, Schlafstörungen
– Schulische Folgen: Leistungsabfall, Schulvermeidung, Konzentrationsprobleme
– Soziale Folgen: Isolation, Vertrauensverlust, Schwierigkeiten, Freundschaften zu schließen
– Langfristige Auswirkungen: Höheres Risiko für psychische Erkrankungen im Erwachsenenalter

Prävention und Maßnahmen:
– Aufklärung & Sensibilisierung in Schulen durch Projekte und Workshops
– Lehrer und Eltern sollten aufmerksam sein und Anzeichen früh erkennen
– Opfer ermutigen, sich Hilfe zu holen (z. B. Vertrauenslehrer, Schulpsychologen, Beratungsstellen)
– Klare Regeln und Konsequenzen für Täter setzen
– Förderung einer positiven Schulkultur mit Respekt und Empathie

Mobbing ist kein harmloser Streit, sondern kann schwerwiegende Folgen haben. Deshalb ist es wichtig, hinzusehen und aktiv dagegen vorzugehen!

Wenn Sie oder jemand in Ihrem Umfeld von Mobbing betroffen ist, gibt es für Kinder bzw. Jugendliche Hilfe und Unterstützung unter der Telefonnummer 116111, für Eltern unter der Telefonnummer 0800/1110550 (nummergegenkummer.de). Beide Rufnummern sind anonym und kostenfrei.


ZUR JUGENDKRIMINALITÄT IM RAUM AUGSBURG

Die Jugendkriminalität in der Stadt und im Landkreis Augsburg zeigt unterschiedliche Entwicklungen. Im Stadtgebiet Augsburg wurden im Jahr 2023 insgesamt 1.246 Straftaten von Kindern unter 14 Jahren registriert. Diese nicht strafmündigen Kinder waren häufig an Delikten wie Diebstahl (391 Fälle), Körperverletzung (336 Fälle), Sachbeschädigung (123 Fälle) und der Verbreitung von Kinderpornografie (25 Fälle) beteiligt. Insgesamt wurden etwa 25 % der Straftaten von Personen unter 21 Jahren begangen. (Quelle: augsburg-journal.de)

Im Landkreis Augsburg stieg die Anzahl der erfassten Straftaten im Jahr 2023 um 251 Fälle bzw. 3,8 % auf insgesamt 6.908 Straftaten. Besonders auffällig war der Anstieg in der Gewaltkriminalität mit 59 zusätzlichen Delikten, was einem Zuwachs von 21,5 % entspricht. (Quelle: polizei.bayern.de)

„Die Jugendkriminalität bereitet weiter Sorgen“ schreibt die Augsburger Allgemeine (Freitag, 24.01.2025) auf Seite 32.

Auf Landesebene übrigens verzeichnete Bayern im Jahr 2023 einen Anstieg der Jugendkriminalität, insbesondere bei Gewaltverbrechen. Die Zahl der gefährlichen und schweren Körperverletzungen stieg bei Kindern um 15,3 % und bei Jugendlichen um 11,5 %. Auch Raubdelikte nahmen bei Jugendlichen um 28,4 % zu. (Quelle: presse-augsburg.de)

Diese alarmierende Entwicklungen unterstreichen die Bedeutung präventiver Maßnahmen und einer intensiven Betreuung von Kindern und Jugendlichen, um der steigenden Gewaltbereitschaft entgegenzuwirken.

Hier sind einige bewährte Ansätze:

1. Frühe Prävention im Kindergarten und in der Schule
– Sozialkompetenz-Trainings: Programme zur Förderung von Empathie, Konfliktlösung und gewaltfreier Kommunikation.
– Anti-Gewalt-Trainings: Präventionsprojekte, die Kinder frühzeitig für die Folgen von Gewalt sensibilisieren.
– Stärkung der Medienkompetenz: Schulungen zu Cybermobbing, Fake News und Gefahren im Internet.

2. Stärkere Elternarbeit und Familienunterstützung 
– Elternkurse: Unterstützung für Eltern bei Erziehungsfragen, um frühzeitig problematisches Verhalten zu erkennen.
– Familienberatung: Professionelle Beratungsangebote für Familien in Krisensituationen.

3. Freizeitangebote als Alternative zur Kriminalität 
– Sport- und Kulturangebote: Kostenlose oder günstige Möglichkeiten für Jugendliche, sich in Vereinen oder Jugendzentren zu engagieren.
– Streetwork und aufsuchende Sozialarbeit: Sozialarbeiter*innen, die aktiv auf gefährdete Jugendliche zugehen und Alternativen zur Kriminalität aufzeigen.
– Mitbestimmungsmöglichkeiten: Jugendparlamente oder Workshops, in denen Jugendliche sich aktiv einbringen können.

4. Enge Zusammenarbeit zwischen Polizei, Schulen und Sozialarbeit
– Präventive Polizeiarbeit: Projekte wie „Prävention im Team“ (PIT), bei denen Polizei und Schulen gemeinsam über Kriminalität aufklären.
– Anti-Gewalt-Projekte mit ehemaligen Straftätern: Ehemalige Straftäter berichten Jugendlichen von ihren Erfahrungen, um abschreckend zu wirken.
– Schnelle Intervention bei ersten Straftaten: Programme, die verhindern, dass Jugendliche in eine kriminelle Karriere abrutschen.

5. Strengere Kontrolle bei Waffen und Drogen
– Verstärkte Kontrollen an Schulen und in Parks: Präventive Maßnahmen gegen den Besitz von Messern und Drogen.
– Programme zur Suchtprävention: Frühzeitige Aufklärung über die Gefahren von Alkohol, Drogen und Spielsucht.

Diese Maßnahmen funktionieren am besten, wenn sie langfristig und koordiniert umgesetzt werden.


ALLTAGSPROBLEME BEI JUNGEN HÖHER ALS BEI MÄDCHEN

Jungen ecken im Alltag öfters an, als gleichaltrige Mädchen. Diese Diskrepanz im Sozial- und Leistungsverhalten zeigt sich in Folge auch im schulischen Kontext. „Dabei gibt es keine Hinweise darauf, das Jungen weniger intelligent oder talentiert wären als Mädchen. Ihr Schulerfolg ist nur im Schnitt schlechter, als auf Basis ihrer Kompetenzen zu erwarten wäre. Schulabbrecher und Kinder, die gar keinen Abschluss schaffen, sind ebenfalls mehrheitlich Jungs, ein Umstand, der immer wieder mal als „Krise der Jungen“ beschrieben wird. Jungen fallen durch eine im Vergleich zu Mädchen verzögerte Entwicklung ihrer Selbstregulierung auf und hinken Mitschülerinnen insbesondere in der Lese- und Rechtschreibkompetenz hinterher“ so Matthias Gründe, Bildungsforscher von der Universität Köln.

Zusätzlich zeigen Studien, dass Jungen häufiger vom Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom – mit oder ohne Hyperaktivität – (AD(H)S) und der Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) betroffen sind als Mädchen. Allerdings gibt es dabei einige wichtige Faktoren zu beachten:

1. ADHS: 
Jungen werden etwa 2-3 Mal häufiger mit ADHS diagnostiziert als Mädchen. Sie zeigen oft ausgeprägtere Symptome wie Hyperaktivität und Impulsivität, während bei Mädchen die Unaufmerksamkeit oft stärker im Vordergrund steht und daher seltener erkannt wird. Das kann dazu führen, dass ADHS bei Mädchen unterdiagnostiziert bleibt.

2. Lese-Rechtschreib-Schwäche:
Jungen sind ebenfalls häufiger von LRS betroffen als Mädchen, wobei das Verhältnis etwa 3:1 beträgt. Ein Grund könnte sein, dass Jungen sprachliche Fähigkeiten langsamer entwickeln als Mädchen. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass Jungen häufiger schulische Schwierigkeiten durch Verhaltensauffälligkeiten kompensieren, was zu einer schnelleren Diagnose führen kann.

3. Alltagsprobleme: 
Da ADHS und LRS Einfluss auf schulische Leistungen, soziale Interaktionen und Selbstbewusstsein haben, kann es für betroffene Jungen schwieriger sein, im Alltag zurechtzukommen. Gleichzeitig gibt es Hinweise darauf, dass Mädchen mit ähnlichen Schwierigkeiten weniger oft Hilfe oder Diagnosen erhalten, weil sie ihre Probleme besser kaschieren können.

Fazit: Jungen haben häufiger Probleme im Alltag oder werden zumindest öfter diagnostiziert. Das bedeutet aber nicht, dass Mädchen seltener von AD(H)S oder einer LRS betroffen sind, sondern oft einfach anders damit umgehen oder übersehen werden.

Welche Aufgaben für Pädagogen und Eltern ergeben sich folglich hieraus?

Für Pädagogen:
1. Früherkennung und individuelle Förderung:
– Auffälligkeiten im Verhalten und Lernen frühzeitig wahrnehmen.
– Diagnosen nicht vorschnell stellen, sondern professionelle Fachkräfte einbinden.
– Unterstützende Maßnahmen wie Nachteilsausgleiche oder spezielle Förderprogramme nutzen.

2. Differenzierte Förderung:
– Methoden anpassen: Mehr Bewegung, Struktur und klare Regeln z.B. für ADHS-Kinder.
– Alternative Lernmethoden für Kinder mit LRS, z. B. multisensorisches Lernen (Hören, Sehen, Fühlen kombinieren).
– Mädchen nicht übersehen: Auch sie können still leidende Betroffene sein.

3. Soziale Unterstützung:
– Verständnis und Geduld im Umgang mit betroffenen Schülern zeigen.
– Mobbing vorbeugen und Selbstbewusstsein stärken.
– Zusammenarbeit mit Eltern und Fachkräften fördern.

4. Individuelle Lernstrategien vermitteln:
– Klare und strukturierte Anweisungen geben.
– Häufige Wiederholungen und visuelle Hilfsmittel nutzen.
– Motivation durch Erfolgserlebnisse stärken.

Für Eltern:
1. Akzeptanz und Verständnis:
– Das Kind nicht als „faul“ oder „unwillig“ abstempeln.
– Geduld zeigen und individuelle Lernwege unterstützen.

2. Alltagsstruktur und Unterstützung:
– Klare Tagesabläufe und Routinen schaffen.
– Lernzeiten anpassen und Pausen einplanen.
– Hausaufgaben begleiten, aber nicht alles für das Kind erledigen.

3. Zusammenarbeit mit der Schule:
– Den Austausch mit Lehrkräften suchen.
– Nachhilfe oder Therapie in Betracht ziehen, falls nötig.

4. Emotionale Unterstützung:
– Erfolge loben und Selbstwertgefühl stärken.
– Stress reduzieren und Druck vermeiden.
– Freizeitaktivitäten ermöglichen, die das Selbstbewusstsein fördern.

Eltern und Pädagogen müssen gemeinsam dafür sorgen, dass betroffene Kinder frühzeitig erkannt, individuell gefördert und sozial unterstützt werden. Dabei sollten sowohl Jungen als auch Mädchen mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen berücksichtigt werden. Nur so können die daraus resultierenden schwerwiegende Probleme im Alltag minimiert werden.


JUGENDSTUDIE 2024 – PRAGMATISCH ZWISCHEN VERDROSSENHEIT UND GELEBTER VIELFALT

Am Dienstag dieser Woche – dem 15.10.2024 – wurde die 19. Shell-Jugendstudie vorgestellt. Für die repräsentative Erhebung wurden im Zeitraum von Januar bis März 2024 insgesamt 2.509 Jugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren befragt. 

Der Politikwissenschaftler Mathias Albert ist Hauptautor der Studie – und überrascht mit deren aktueller Auswertung.

„Die heute Jugend hat ein sehr positives Zukunftsbild“ titelt DIE ZEIT und beruft sich im Vergleich auf die letzte Studie von 2019. Das Erstaunen ist groß, denn Jugendliche blicken optimistischer in die Zukunft als noch vor 5 Jahren.

Die aktuelle Ausgabe der Shell-Jugendstudie zeichnet ein differenziertes Bild der jungen Generation in Deutschland. Junge Menschen im Alter von 12 bis 25 Jahren stehen im Vergleich zur letzten Befragung unter stärkerem Einfluss globaler Krisen wie dem Ukraine-Krieg, der Klimakrise und der wirtschaftlichen Unsicherheit. Trotz dieser Herausforderungen zeigt die Studie, dass die Mehrheit der Jugendlichen pragmatisch und optimistisch bleibt. Ihr Vertrauen in die eigene Zukunft ist zwar etwas gesunken, doch gleichzeitig nehmen sie die Chancen wahr, die ihnen die Gesellschaft und der Arbeitsmarkt bieten. (Quelle: DBJR)

Persönlich  stach mir der folgende Punkt besonders ins Auge.

Wichtige Werte: Freunde, Familie, Fleiß, Sicherheit

Wenn es um das eigene Leben geht, sind der Dreh- und Angelpunkt für das Wohlbefinden von Jugendlichen stabile Beziehungen, Freundschaften und Familie. Daran hat sich in den vergangenen Jahrzehnten nichts geändert. Auch klassische Tugenden spielen eine gleichbleibend große Rolle. 82 Prozent bekennen sich ausdrücklich zu Fleiß und Ehrgeiz. Gängige Behauptungen, nach denen die Leistungsbereitschaft der Jugend hinter jener älterer Generationen zurückbleibe, werden durch die Studie widerlegt.

88 Prozent der Jungen äußern Zustimmung zu der Norm, Gesetz und Ordnung zu respektieren. Im Unterschied zu vergangenen Erhebungen ist das Bedürfnis nach Sicherheit gewachsen. „Es scheint, als hätten junge Menschen in Deutschland wieder ein höheres Empfinden für gesellschaftliche und persönliche Risiken“, schreiben die Forscher. Fast drei Viertel der Jugendlichen streben einen hohen Lebensstandard an. Im Vergleich zu 2019 haben ein hohes Einkommen (76 auf 83 Prozent) und gute Aufstiegsmöglichkeiten (74 auf 80 Prozent) an Bedeutung gewonnen, „genügend Freizeit“ hat leicht (85 auf 82 Prozent) an Bedeutung verloren. (Quelle: FAZ)

Wirklich erstaunlich – ich bin positiv überrascht! 

Falls Sie die komplette und ausführliche Jugendstudie lesen möchten, können Sie diese zum Preis von 26 € beim BELTZ Verlag erwerben.